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Zauberhaftes Oxford

Jede Episode (an die mich so erinnere…) beginnt mit einem Panoramarundblick auf Oxford, die Colleges, die Universität, die Türme und Türmchen, die Gärten und Parks, den Fluss… Begleitet wird diese Sequenz von jener charakteristischen Musik im Hintergrund, die ankündigt, dass wir nun in eine ganz besondere Gemeinschaft gebildeter Menschen eintreten, die Kunst und Literatur lieben, erfahren in der Pflege kleiner und großer Gärten sind, immer gut gekleidet mit natürlicher Eleganz durch die Straßen und Zimmer eilen, aber dennoch durchaus fähig sind, bestialische Morde und viele andere nicht minder schlimme Verbrechen zu begehen.

Wir sind in Oxford – Oxford, d. h. das Oxford von Lewis und Hathaway, besteht aus Colleges und Kirchen, der Universität und den rudernden Studenten, vergesslichen Professoren und karrieregeilen Wissenschaftlern, radfahrenden Studenten und Künstlern jeder Couleur. (Wir sollten hier aber auch die Türsteher der Colleges, die Krankenschwestern für die private Pflege, die Priester… und einige weitere Menschen, die dafür sorgen, dass die Welt funktioniert, nicht auslassen…)

Es ist genau das Oxford, das man sich beim Lesen über jahrhundertealte Colleges, in ehrwürdigen Bibliotheken vergrabene Geheimnisse oder bei der Bewunderung der Radcliffe Camera oder der „Seufzerbrücke” (nicht diese Brücke in Venedig, die in den Kerker führt, sondern diese Brücke in Oxford, die zwei Gebäude des gleichen Colleges verbindet – und die in fast allen Episoden in Bild gebracht wird…) vorstellt. Es ist eine Idylle, gemütlich und intim – gäbe es keine Morde!

Ich liebe diese Serie. Wenn ich es sich mir vor dem Flatscreen bequem mache, um nach einer Woche voller Stress und Hektik runterzukommen und zu entspannen, während ich eine der Episoden bei einem Glas Wein (oder einem Espresso und Schokoladenkeksen) genieße …, dann spielt es keine Rolle, ob ich die Folge bereits vor einigen Jahren gesehen haben oder vielleicht jetzt zum dritten Mal oder so sehen: diese Musik mit Kultstatus, das historische Oxford, die schrecklichen Morde … und die unvermeidliche Überführung  der Täter – alles ist Entspannung pur. Lehnt euch einfach zurück und lasst euch in diese Welt der verzauberten Türmchen, der Entschleunigung, der gesammelten Weisheit und des unendlichen Bösen hineinfallen – und versucht zu erraten, worum es eigentlich geht.

Beginnen wir mit unseren beiden Hauptdarstellern: Da ist erst einmal Lewis aka Inspector Lewis aka Robert “Robbie” Lewis… Als Inspector Lewis noch Sergeant Lewis war, arbeitete er mit Inspector Morse zusammen, einer Legende bei der Polizei in Oxford. Inzwischen ist Inspector Morse Vergangenheit, Lewis wurde befördert, seine Frau starb bei einem Autounfall mit Fahrerflucht (2002), Lewis arbeitete für einige Jahre in Australien – und jetzt (2006) ist er zurück in Oxford. Direkt vom Flughafen führt ihn sein Weg zum Grab seiner Frau – noch bevor er zu seinem ersten Tatort eilt.

Es gibt viele Morde im beschaulichen Oxford. Tote gibt es nicht nur auf dem Campus, am Fluss mit seinen kleinen Booten, in eleganten Stadthäusern, in alten Observatorien und Kirchen oder auf  prächtigen Anwesen – es gibt sie überall. Es beginnt immer mit einer Leiche – und dann stapeln sich die Leichen recht schnell. Menschen begeben sich auf einen Rachefeldzug, Menschen versuchen, ihre Häuser und Vermögen zu retten, Menschen versuchen, ihre geheimsten Geheimnisse zu verbergen – vielleicht Taten aus ihrer Vergangenheit, die eigentlich längst vergessen und begraben sind, ihre Betrügereien, ihre Lügen, ihre schrägen Vorlieben und so weiter. Die feine Gesellschaft von Oxford hat viele Skelette in ihren Schränken versteckt, die manchmal ohne Vorwarnung plötzlich rasseln.

Während die nächsten Jahre in Lewis’ Leben von Ermittlungen in komplizierten Mordfällen geprägt sind, ist sein Privatleben eher armselig: Er ist einsam und kommt nur mühsam zurecht. Schließlich lässt er Laura endlich in sein Leben; Laura ist die Pathologin, Single und Begegnungen sind an Tatorten unvermeidlich. Am Ende leben sie zusammen. Ohne die Spannung zu verderben: Lewis findet auch – mit Hilfe von Hathaway – den unfallflüchtigen Fahrer, der den Tod seiner Frau verursacht hat.

Hathaway, ein ehemaliger Cambridge-Student der Theologie, der vom Adepten im Priesterseminar zum Polizisten konvertierte, ist Lewis’ neuer Sergeant. Er sieht gut aus, ist aber Single, obwohl ab und zu schöne und interessante Frauen seinen Weg kreuzen, aber es funktioniert nie so richtig. Hathaway ist zurückhaltend und sehr ruhig, vor allem bleiben seine Gefühle immer hinter seiner Fassade versteckt. In gewisser Weise scheint sein Leben durcheinander geraten zu sein – am Ende versucht er aber, zumindest mit seiner Familie und seinem sterbenden Vater wieder in Kontakt zu treten.

Wenn Lewis schließlich in Ruhestand geht, wird Hathaway zum Inspector befördert; Lewis arbeitet weiter als Berater bei der Polizei – nun unter Hathaway. Hathaway ist intelligent und rational – der ideale Gegenpart zu Lewis, der sich eher von seinem Bauchgefühl und seiner Erfahrung leiten lässt. Beide sind von Beginn der Serie an untrennbar miteinander verbunden.

Nun: Beide erleben in den Jahren viele Mordfälle, Gewalttaten, sinnlose Todesfälle – viel zu viel Kollateralschaden. Sie sind erschöpft. Lewis geht mit Laura nach Australien, um seine Tochter und sein Enkelkind zu besuchen. Hathaway schließt Frieden mit seiner Familie.

Ihr könnt das Privatleben von Lewis und Hathaway in all den Staffeln nachverfolgen, aber es gibt weniger Informationen darüber, als ihr beim Lesen zugehöriger Romane erhalten würdet – die es aber nicht gibt! (Ich denke, es ist schon ein Zeichen der Zeit, dass je neuer ein Kriminalroman ist, desto intensiver wird auch das Privatleben der Ermittler einbezogen! In TV-Serien wird dies spürbar…).

Zurück nach Oxford… Natürlich ist das Oxford der Serie nicht das echte Oxford, das als Industriestadt bekannt ist. Die Serie hebt nur einen kleinen Ausschnitt ins Rampenlicht, das Zentrum des malerischen Oxford mit all den verzierten Häusern und Kirchen und Türmen, mit all den niedlichen, kleinen Geschäften, den Gassen mit Kopfsteinpflaster, den jungen Leuten auf dem Fluss in ihren Kähnen – alle Touristen träumen von diesem Oxford. (Ich bin sicher, dass die Serie ordentlich Marketing für den Oxford-Tourismus macht.)

Als Ganzes gesehen repräsentiert dieser Traum von Oxford Weisheit, Wissenschaft, Literaturschätze, Geschichten aus der Vergangenheit und alte Geheimnisse. Die perfekte Grundlage für Ermittlungen in Kriminalfällen, während ihr euch im Sessel räkelt und alles aus bequemer Entfernung am TV mitverfolgen könnt.

Es begann alles damit, dass Colin Dexter seine Romane über “Inspector Morse” schrieb (hauptsächlich in den 70er und 80er Jahren). Die Romane wurden zu einer TV-Serie (ab 1987, jedoch hauptsächlich in den 90er Jahren). Anfang dieses Jahrtausends wurde schließlich der Spin-off “Lewis” auf Basis der „Inspector Morse“-Romane aus der Taufe gehoben. Etwa ein Jahrzehnt später gab es den nächsten Spin-off mit dem Titel „Der junge Inspector Morse“.

Übrigens wird Lewis immer von demselben Schauspieler gespielt – sowohl in der Lewis-Serie als auch in der “Inspector Morse”-Serie.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare