gilles sebag aus dem roussillon

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Quelle: pixabay

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Aus Claires Handtasche ertönte ein Plopp, als würde eine Blase platzen.
Eine SMS.
Um sieben Uhr morgens in den Schulferien.
Die Handtasche lag auf der Kommode im Esszimmer, und sie machte ihn wahnsinnig. Sie war bunt, hatte viele Fächer und war von einer bekannten spanischen Marke. Die Kinder hatten sie ihrer Mutter zum Geburtstag geschenkt. In dieser Handtasche lag jetzt Claires Handy, und in dem Handy lag die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Vor der er seit über einem halben Jahr die Augen verschloss.
Im vergangenen Sommer hatte Gilles Sebag seine Frau auf frischer Tat beim Lügen ertappt. …
Wieder ploppte es in der Handtsche.
Gilles’ Erfahrung als Bulle hatte ihn gelehrt, dass es heutzutage keinen engeren Vertrauten als das Handy gab. Und auch keinen größeren Verräter. …
Er nahm das Telefon und strich mit den Zeigefinder über das Display. Da waren sie, zwei Nachrichten. …
Es war, als hätte man ihm einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt. Als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Welt zum ihn herum stürzte ein.

aus: Rabenschwarzer Winter

Verbrechen und Lügen

Gilles Sebag ist Anfang 40, seine Frau Claire mit Ende 30 fürchtet den nächsten Geburtstag. Seit sieben Jahren leben beide mit ihren Kindern im Teenageralter in Perpignan, in der Provinz Roussillon, wie sie früher genannt wurde. Gilles ist Polizeibeamter, ein Kriminalinspektor, und Claire ist Lehrerin. Ihr Zuhause ist ein geräumiger Bungalow mit eigenem Swimmingpool. Alles deutet auf ein schönes Leben im herrlichen Südfrankreich am Mittelmeer hin … (Ich frage mich nur, wie sich ein Polizist und eine Lehrerin ein so schönes Haus leisten können – vor allem wenn da auch noch zwei Kinder mit Teenager-Bedürfnissen leben. Wie auch immer: es gibt keinen Hinweis auf Korruption oder irgendwelche illegalen Geschäfte, die Gilles betreffen könnten.)

Gilles ist ein Ermittler und er ist gut in seinem Job. Als es plötzlich aus heiterem Himmel Hinweise darauf gibt, dass Claire sich in einen Liebhaber zugelegt hat, kann Gilles das nicht einfach ignorieren. Auch zu Hause ist er rund um die Uhr im Einsatz. Gilles selbst ist in den zwanzig Jahren ihrer Partnerschaft noch nie untreu gewesen. Er ist von diesem Moment an betroffen, nachdenklich, misstrauisch und wird nervös.

Als er über die kleine, aber nicht ignoriertere Lüge von Claire stolpert, beginnen gerade die Sommerferien. Inzwischen ist es Winter, kurz vor Weihnachten, als er zum ersten Mal heimlich Claires Handy untersucht. Nun ist die Affäre eine Tatsache und Gilles vergräbt sich in die laufende Untersuchung eines verworrenen Falls, um zu vermeiden, Claire zu treffen und über die Affäre, die laut Claire bereits vor Wochen beendet worden ist, und mögliche Konsequenzen zu sprechen. Welche Konsequenzen?

Gilles liebt seine Familie – vor allem seine Kinder. Als seine Tochter geboren wurde, reduzierte er sein Arbeitspensum, um sich einige Jahre lang um sie und seinen älteren Sohn zu kümmern. Das hatte entscheidende Auswirkungen auf seine Karriere, denn die Polizei, seine Kollegen und seine Vorgesetzten in Chartres, waren nicht glücklich mit einem Kollegen, der sich mehr um seine kleinen Kinder zu kümmern schien als um seinen Job. Konsequenterweise ließ sich Gilles von Chartres nach Perpignan versetzen. Kurzum: Er kann sich ein Leben ohne seine Kinder nicht vorstellen.

Wenn man die Romane liest, merkt man sofort, dass diese Liebesbeziehung, dieser Verrat, diese Untreue ein Hauptthema der Romane ist. Gilles’ berufliche Aktivitäten werden manchmal von seiner privaten Misere überschattet. Es geht um den sich über Monate hinziehenden schleichenden Verdacht und den endgültigen Beweis inmitten eines außergewöhnlichen Kriminalfalls.

Mit welchen Kriminalfällen hat es Gilles überhaupt zu tun?

Wir sind in Südfrankreich, doch das Roussillon wirkt weit weniger mondän als die Côte d’Azur. Während sich dort viele außergewöhnliche Polizeikommissare mit außergewöhnlichen Verbrechen befassen, wirkt das an Spanien grenzende Roussillon mit katalanischem Erbe bodenständiger.

Die Fälle, an denen Gilles arbeitet, beginnen immer recht einfach und es geht recht langsam voran. Oft gibt es Vorfälle, die scheinbar keinen Bezug zueinander haben. Es braucht Gilles’ Intuition, um die Zusammenhänge herzustellen. Kleinere Ereignisse werden von der Police Nationale oder der Gendarmerie manchmal nicht ausreichend beachtet. Natürlich sind alle Polizisten überlastet … Zu viele Vorfälle, zu viele Touristen, die sich beschweren …

Gilles’ Partner Jacques Molina ist wie ein Fels in der Brandung, was die Zusammenarbeit angeht und steht hinter Gilles. Oft, wenn Gilles seinen morgendlichen Lauf verlängert und zu spät im Büro erscheint – er ist ein besessener Läufer und Outdoor-Fan – stärkt er ihm den Rücken. Wenn Gilles sich zu sehr von seiner Intuition verführen lässt, holt er ihn in die Realität zurück. Gemeinsam sind sie ein Team, obwohl sie keine Freunde sind.

Bei der Police Nationale in Perpignan gibt es noch weitere Teams. Diese klassischen Duos arbeiten zusammen, allerdings hat jedes Duo seinen eigenen Rhythmus, seine eigenen Qualitäten. Wenn ein Fall plötzlich explodiert und alle zusammenarbeiten müssen, geht das meist nicht ganz so harmonisch voran.

Gilles hat zwar in einem solchen Fall das Sagen, aber es gefällt ihm nicht. Sein Chef würde ihn gerne befördern, aber Gilles zögert. Seit seiner Erfahrung mit der Auszeit bei der Betreuung seiner Kinder ist er darauf bedacht, sein Privatleben abzusichern. Natürlich ist er immer fest entschlossen, jeden Fall zu lösen, aber ohne eine Karriere im Hinterkopf zu haben.

Um auf die Fälle zurückzukommen: Im Sommer verschwinden junge Frauen, Touristinnen … und es gibt Leichen. Gilles wird nur langsam klar, was hinter den Vorkommnissen steckt, aber er entlarvt schließlich einen Psychopathen. Im Herbst wird ein Kapitel aus Frankreichs kolonialer Vergangenheit wieder aufgeschlagen und die Zahl der Opfer steigt drastisch. Dann kommt der Winter, in dem Gilles und Jacques versuchen, ein Verbrechen aufzuklären, bei dem es auf den ersten – und auch zweiten – Blick nur Zufälle zu geben scheint.

Der Winter ist stark geprägt von Gilles’ Ehe-Desaster. Zumindest denkt Gilles so darüber und ist verzweifelt. Endlich scheint es jedoch eine Versöhnung zu geben.

Die Zeit vergeht … Es wird Frühjahr. Die Ehe scheint erst einmal gerettet – und es gibt einen geheimnisvollen Mord während einer Büßerprozession zu Ostern.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare