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Über Morde in kleinen Welten
Am Anfang gibt es immer eine Einführung in eine kleine, eigene Welt. Vielleicht ist es ein Krankenhaus oder eine Schule, eine Kirchengemeinde oder ein Verlagshaus, ein kleines Museum … Diese Umgebung und ihr Ambiente wird im Laufe des Romans immer weiter ausgearbeitet … denn es gibt einen Mord oder vielleicht mehr als einen einzigen Mord. Das Opfer ist Teil dieser kleinen Welt und die Ursache für sein gewaltsames Ende ist irgendwo tief drinnen versteckt. Es gibt Menschen, die dem Opfer sehr nahe stehen und andere, die nur eine kleine Rolle spielen – natürlich weiß man das zu Beginn der Ermittlungen nicht.
Eine ganze Reihe von Personen wird ausführlich vorgestellt, wobei nicht nur ihre gegenwärtige Rolle und ihr Leben, sondern auch ihre Vergangenheit und besondere Ereignisse aus ihrer Vergangenheit behandelt werden. Stück für Stück wird diese kleine, spezielle Welt beschrieben und Schritt für Schritt werden alle Abgründe und Geheimnisse aufgedeckt. Am Ende … der Mörder …
Dalgliesh tritt auf den Plan, um den Mordfall zu klären, und er ist anfangs völlig ahnungslos, was auch immer im Zusammenhang mit dem Mord in dieser kleinen Welt geschehen ist oder in der Vergangenheit irgendwie in diesem Umfeld passiert ist. Er ist ruhig, einfühlsam und zurückhaltend, aber er stellt viele Fragen und natürlich auch die richtigen Fragen. So wird nach und nach die Wahrheit hinter all dem Geschehen und der Gewalt aufgedeckt.
Vor allem in den späteren Fällen wird Dalgliesh mit mehr oder weniger einflussreichen Personen konfrontiert, die gern im Hintergrund bleiben möchten, so dass seine Vorgesetzten – oder auch die Vorgesetzten von diesen – meinen, dass ein vorsichtiger Umgang mit dem Fall und den Zeugen und den potentiellen Konsequenzen notwendig sein könnte. Zum Beispiel, wenn es um eine Leiche geht, die die meisten Beteiligten aus ihrer kleinen Welt am liebsten als Selbstmord abhaken würden … wenn Dalgliesh erfährt, dass aus der kleinen Welt heraus erfolgreich zwielichtige Geschäfte betrieben werden … dass einflussreiche Leute involviert sind, die ihrem Vergnügen nachgehen …
Dalgliesh deckt immer alles auf, was mit dem Fall zu tun hat. Er ist fest entschlossen, den Übeltäter zu finden und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Im Einsatz scheint er oberflächlich einer dieser klassischen Gentleman-Detektive aus der Vergangenheit zu sein … doch Mord ist ein gewalttätiges Geschäft und die Realität ist selbst für Dalgliesh härter als … Sagen wir also, er ist ein Gentleman, aber inmitten brutaler Tatorte. Auch diese kleinen Welten, die anfangs wie kleine Paradiese erscheinen, werden schnell mit einer Realität konfrontiert, die jede Idylle grundsätzlich zerstören kann.
Dalgliesh hat ein kleines Team um sich, das ihn unterstützt und ihm den Rücken freihält. Braucht er dieses Team wirklich? Die Mordfälle werden im Laufe der Jahrzehnte immer komplexer, und so braucht er mehr Informationen, die ihm sein Team bei Bedarf und in angemessener Weise zur Verfügung stellt. Trotzdem ist er schließlich derjenige, der das Rätsel löst.
Der Reiz aller Romane liegt jedoch nicht nur darin, wie Dalgliesh den Mordfall analysiert und sich der kleinen, speziellen Welt nähert, sondern auch in der Beschreibung dieser Umgebungen und der Menschen darin, von denen die meisten denken, dass alles in Ordnung ist, dass bisher alles in Ordnung war – auch wenn manche Unschönheit unter den Teppich gekehrt werden musste – und dass auch in Zukunft alles in Ordnung sein wird. Leider brechen kleine Welten nach Gewalttaten gerne zusammen …
Zu guter Letzt: privat ist er Dichter und schreibt Gedichte, die auch veröffentlicht werden – eine interessante Facette für einen Polizeiinspektor.