jacques leblanc, ein kommissar in der midlife crisis

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Um Punkt acht stand er vor ihrem Haus, schwarze Hose, weißes Hemd bis zur Brust offen, Jackett auch offen, ein Tüchlein, gelb, in der Brusttasche. In der Hand eine Flasche Champagner, die er René abgeluchst hatte. Marie öffnete in Jeans und Baumwollpullover.
»Oh, ich habe gedacht, wir bleiben hier.«
»Klar, ist mein Alltagsdress.« Leblanc grinste.

aus: Kein Tag für Jakobsmuscheln

Das Leid der midlife crisis

Jacques Leblanc hat sich von Paris in die Normandie, in das beschauliche Deauville, versetzen lassen. Er hat in Paris bei der Mordkommission gearbeitet und wird auch in Deauville mit manch einem Todesfall konfrontiert. Auch wenn in der Normandie die Uhren etwas langsamer zu gehen scheinen, herrscht nicht wirklich Friedhofsruhe.

Jacques ist Ende vierzig, wird fünfzig, überschreitet die fünfzig … Er altert und er hat damit ein Problem. Mit einem Mal scheint er nicht mehr so gutaussehend zu sein. Es gibt jüngere Konkurrenten und er fragt sich, ob er mithalten kann – aber nur ganz heimlich.

Er lebt allein, aber er hat eine ganze Reihe Frauen um sich herum, mit denen er ausgehen kann, die Nacht verbringen kann … Natürlich sind alle Frauen jünger, aber dann verliebt er sich Hals über Kopf in eine sehr junge, sehr gut aussehende Frau – und stellt fest, dass er bei ihr nicht zum Zuge kommt. Sie ist zwar sehr nett zu ihm, aber mehr nicht. Jacques kommt ins Grübeln.

… und es gibt in den Romanen noch mehr, über das es sich lohnt nachzudenken. In jedem Roman wird ein aktuelles Problem unseres Lebens und unserer Welt angesprochen. Ob es um die Fischindustrie geht, die die Meere leer fischt, ob es um den Handel mit illegalen Medikamenten geht: immer wieder trifft Jacques auf Todesfälle und Verbrechen, die irgendwie in Zusammenhang mit diesen Entwicklungen zu stehen scheinen. Hinzu kommen noch Machenschaften in der Literaturwelt, die auch nicht so sauber sind … und natürlich der internationale Terrorismus … und Frankreichs Vergangenheit gegen Ende der Kolonialzeit … (Irgendwo taucht in jedem Roman immer wieder der mahnende Zeigefinger auf – vielleicht ist das typisch deutsch! Die Autorin kommt aus Deutschland.)

Es ist also allerhand los in Deauville, jenem berühmten Erholungsort in der Normandie.

Jacques kann sich nicht über Arbeitsmangel beklagen. Ihm zur Seite steht Nadine, eine junge Polizistin, eifrig, intelligent und auf der Karrierespur, wenn auch nicht so offensichtlich. Jacques und Nadine verstehen sich bestens und arbeitet gut zusammen – mehr läuft da nicht. Daneben gibt es noch die Spurensicherungsleute, den Pathologen … aber sie bleiben alle eher im Hintergrund. Jacques kann in seinem kleinen Kommissariat im Grunde schalten und walten, wie es ihm beliebt.

Die Fälle? Es beginnt immer mit einem Todesfall und Ungereimtheiten, so dass recht schnell klar wird, dass es sich um einen Mord handelt. Meistens bleibt es nicht bei einem Mord …

Aber auch Jacques erreichen die moderne Bürokratie und Einsparmaßnahmen: Er erfährt schließlich, dass sein kleines Kommissariat geschlossen werden soll, d. h. eine Zusammenlegung mit der Zentrale in Le Havre wird angekündigt. Jacques ist nicht begeistert, aber … irgendwie wird es weitergehen. Natürlich hat Jacques immer alle Verbrechen in seinem Deauville aufgeklärt. Er hat also einen guten Ruf, auch wenn er anscheinend schon so alt ist, dass man ihm vorschlägt, über eine Frühpensionierung nachzudenken, als er einmal über sein Ziel hinausschießt und sich mit dem Geheimdienst anlegt. Aber … im nächsten Band erleben wir dann einen Jacques Leblanc, der sich Sonderaufgaben widmet.

Außerdem ist da noch Marie. Marie ist verwitwet mit zwei erwachsenen Kindern. Jacques und Marie hatten eine Affaire, als beide noch in Paris lebten. Jetzt finden sich beide in Deauville wieder – und ihre Beziehung lebt auf, versiegt, wird wiederbelebt … Jacques kann sich nicht entschließen, sich zu binden. Marie sehnt sich nach einem Partner, aber … Letzter Stand: sie sind zusammen und fahren für mehrere Wochen nach Kamerun, als Jacques nach seiner Eskapade mit dem Geheimdienst für ein paar Monate suspendiert wird.

Kamerun? Hier schlägt Jacques Vergangenheit zu. Seine Eltern, ein Lehrerehepaar, haben den größten Teil ihres Lebens in Kamerun verbracht. Jacques ist in Frankreich aufgewachsen und hat Internate besucht. Das Verhältnis zwischen den Eltern und dem Sohn ist … schwierig. Nachdem Jacques Vater gestorben ist, kehrt seine Mutter nach Frankreich zurück und hat Schwierigkeiten sich anzupassen. Jacques sieht sich auf einmal mit familiären Drogenproblemen konfrontiert.

Jacques Mutter hat es faustdick hinter den Ohren und ist für jede Überraschung gut. Sie kehrt schließlich nach Kamerun zurück und heiratet erneut. Jacques schluckt und nimmt es hin … und reist mit Marie nach Kamerun. Hat er seine midlife crisis überwunden? Das bleibt erst einmal offen.

… und Jacques liebt gutes Essen – wie alle Franzosen (vor allem alle Franzosen in deutschen Frankreich-Krimis!).

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare